Besucherstudie für das Wallraf-Richartz-Museum

Das Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, der Museumsdienst der Stadt Köln sowie eine Projektarbeitsgruppe von Studierenden der Medienwirtschaft unter der Leitung von Prof. Dr. Tibor Kliment untersuchten im Sommersemester 2009 gemeinsam das Nutzerverhalten der Museumsbesucher.

In Zeiten knapper öffentlicher Mittel stehen auch die Museen verstärkt unter Rechtfertigungsdruck. Dieses übt einen heilsamen Zwang darauf aus, ihre Daseinsberechtigung nicht allen aus dem wissenschaftlichen Auftrag des Sammelns und Bewahrens abzuleiten, sondern ihre Legitimation insbesondere auch im Zuspruch ihres Besucherpublikums zu begründen.

Nimmt man diese Absicht ernst, setzt dies differenzierte Kenntnisse über soziale Struktur, die Motivationslagen und Aneignungsformen kultureller Darbietungen durch die Museumsbesucher voraus. Auch wenn Untersuchungen dieser Art in den letzten Jahren zugenommen haben, sind derartige Bemühungen auch heute noch keineswegs selbstverständlich.

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Einen Schritt in dieser Richtung gingen das renommierte Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, der Museumsdienst der Stadt Köln sowie eine Projektarbeitsgruppe von Studierenden der Medienwirtschaft unter der Leitung von Prof. Dr. Tibor Kliment.

Die Untersuchung verfolgte ein inhaltliches und ein methodisches Ziel:

  • Es sollte sich um eine systematische, wissenschaftlichen Kriterien genügende Untersuchung handeln, die eine differenzierte Analyse des Besucherpublikums des Wallraf und der Nutzung bzw. Bewertung seiner Ausstellungsangebote ermöglicht.
  • Es sollte ein modulares Forschungsinstrument entwickelt werden, dessen Komponenten über die aktuelle Studie hinaus auch in anderen Besucherbefragungen i.S. eines Benchmarking eingesetzt werden können sollte.

Um repräsentative Ergebnisse zu erzielen, wurde eine persönliche Befragung von 300 Besuchern des Wallraf ab 14 Jahren durchgeführt. Die repräsentative Auswahl der Befragten erfolgte in Form einer streng systematischen Zufallsstichprobe. Um auch die Meinungen der zahlreichen ausländischen Besucher einholen zu können, wurden die Interviews bedarfsweise auch in Englisch durchgeführt.

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Dr. Andreas Blühm, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, und Prof. Dr. Tibor Kliment, Rheinische Fachhochschule Köln

Die Sozialstruktur der Museumsbesucher zeigte das aus anderen Untersuchungen gewohnte Muster eines starken Überhangs älterer, formal hochgebildeter und überwiegend weiblicher Personen. Der durchschnittliche Besucher war 52 Jahre alt, verfügte meist aber über ein abgeschlossenes Studium (56%) und war zumeist weiblichen Geschlecht (69%). Die Besucher kamen zumeist in Begleitung, blieben im Wallraf ca. 100 Minuten und kannten das Haus aus früheren Ausstellungen.

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Gleichzeitig gelang es dem Wallraf jedoch, ein niedrigschwelliges Angebot für jüngere Besucher und solche Menschen bereit zu stellen, die sonst kaum ins Museum gingen. Bei den Informationsquellen der Besucher über das Museum rangierte die Presse, dabei insbesondere die lokalen Zeitungen, weit vorn, gefolgt von Gesprächen mit Freunden und Bekannten. Allein die jüngeren Besucher informierten sich über das Museum in der Hauptsache durch das Internet.

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Unter den besuchten Ausstellungen dominierte die im Untersuchungszeitraum intensiv wahrgenommene Sonderausstellung zum Impressionismus, die bei weitem am häufigsten gesehen und außerordentlich positiv bewertet wurde. Dem Wallraf gelang es speziell durch dieses Angebot ein Publikum zu gewinnen, das eher weniger in die übrigen Sammlungen gekommen wäre.

Bei den Besuchern dominierten informations- und entspannungsorientierte Motive, die durch das Museum voll befriedigt wurden, und was in fast allen Bereichen zu sehr positiven Bewertungen führte.

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Das Wallraf-Richartz Museum insgesamt gefiel 98% der Befragten überwiegend oder sehr gut. Im Zusammenhang mit der recht hohen Preissensibilität der Besucher erwiesen sich allerdings die Ticketpreise als ein kritischer Faktor. Die Analyse der Preiselastizität der Nachfrage ergab in diesem Zusammenhang, dass die Senkung der Eintrittspreise aller Wahrscheinlichkeit nach durch die überproportional höheren Besucherzahlen mehr als kompensiert werden würde.

Aufgrund der exakten Methodik und des großen Ertrags dieser Untersuchung wird in diesem Semester (WS 2009/10) eine Anschlussstudie durchgeführt, ebenfalls von Studierenden der Medienwirtschaft. Unternommen wird eine systematische Evaluation der Zielgruppenarbeit aller Museen der Stadt Köln.

Ein ausführlicher Beitrag erscheint in Kürze im Kölner Museumsbulletin. Weitere Informationen beim Leiter der Projekte, Prof. Dr. Tibor Kliment, Studiengang Medienwirtschaft, Rheinische Fachhochschule Köln.

 

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